Die große Heizölpreisprognose 2015 (Teil 1 - Weltmarkt)

13.01.15 • 12:54 Uhr • HeizOel24 News

Wie entwickeln sich die Öl- und Heizölpreise 2015? Wir wagen auch in diesem Jahr die Prognose und sagen, welche Faktoren Heizölkunden bei Ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen sollten.

Börsenprognosen gestalteten sich immer schwierig und bergen ein hohes Risiko für (kapitale) Fehleinschätzungen. Im Rückblick auf 2014 ist daher zunächst einzuräumen, dass wir den Ölpreiscrash im zweiten Halbjahr ebenso wenig vorhergesagt haben, wie alle anderen uns bekannten Publikationen. Dies bezieht sich dabei in erster Linie auf das Ausmaß des Preisverfalls. Wesentliche Elemente und Marktentwicklungen haben wir dagegen richtig antizipiert. So wurde bereits Anfang letzten Jahres auf ein steigendes Ölangebot durch Fracking und den damit verbundenen Preisdruck verwiesen. Ebenfalls wurden die Abwertungsrisiken für den Euro benannt. Nur die Größenordnung von -10 % wurde beim Öl in der Realität weit übertroffen. Der Ölpreis verlor zwischen Juli und Dezember annähernd 50%. Euro und Franken werteten gegenüber dem Dollar um gut 10% ab und bewegten sich dabei am äußersten Rand der Schätzung. An den Aktienbörsen ging es vor allem im ersten Halbjahr 2014 weiter nach oben. DAX und Dow Jones markierten, befeuert durch billiges Notenbankgeld, neue Allzeithochs. Im zweiten Halbjahr war eine stark steigende Volatilität auffällig. Zahlreiche geopolitische Krisen (Irak, Syrien, Ostukraine) und aufkommende „Höhenangst“ der Börsianer sorgten für zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen.

Billiges Öl und schwacher Euro bzw. Franken sind zugleich die beiden „Mega-Trends“ für 2015. Zumindest, wenn man sich die Entwicklung in den ersten 12 Tagen des Jahres vor Augen führt. Der Abwärtstrend aus 2014 setzt sich nahtlos fort und hat sich über den Jahreswechsel sogar noch beschleunigt. Bevor wir uns morgen dem Inlandsmarkt für Heizöl widmen, soll es heute ums „große Ganze“ am Weltmarkt gehen.

Das Schwierigste an der Prognose der Öl- und Heizölpreise für das aktuelle Jahr wird sein, vorherzusagen, wann der rasante Preisverfall, der in vollem Gange ist, stoppt. Da Börsen gern zur Übertreibung neigen, ist nicht sicher, ob der finale Ausverkauf bei 40, 30 oder möglicher Weise sogar 20 Dollar je Barrel Rohöl stattfindet. Noch vor 14 Tagen waren 50 Dollar je Barrel eine realistische Zielmarke. Doch diese ist längst gefallen. Aktuell kostet ein Barrel Rohöl (Brent Crude Nordseeöl) 47 Dollar. Schaut man sich die Dynamik des Abwärtstrends an, so ist zumindest das Erreichen der 40er-Marke wahrscheinlich. Für gewöhnlich gilt an den Börsen die Regel „wo es steil abwärts geht, geht es auch steil wieder bergauf“. Wir bewegen uns quasi im Hochgebirge. Aufgrund der besonderen Thematik des Angebotsüberhangs, der auch im Jahresverlauf weiter bestehen dürfte, kann es allerdings auch sein, dass der Ölpreisverfall nicht in einer steilen Gegenreaktion mündet, sondern wie am Gebirgsrand ausläuft. Am wahrscheinlichsten ist nach unserem Dafürhalten ein finaler Ausverkauf mit rascher Aufwärtskorrektur um rund 20 Dollar je Barrel und einer sich anschließenden ruhigen Marktphase mit seitwärts bis leicht aufwärts gerichtetem Preistrend. Zum totalen Crash könnte es kommen, wenn sich der Ölpreisverfall als Vorbote einer Weltrezession entpuppt und die Finanzmärkte neuerlich vor einer Zerreißprobe stehen.

Entsprechend der Ausgangssituation sind die Rahmenbedingungen für billiges Heizöl 2015 sehr günstig. Besonders im ersten Quartal dürfte es weiterhin Schnäppchenpotential geben. In Deutschland ist ein Fall der Heizölpreise unter 50 Cent je Liter möglich! Soviel als Vorgeschmack auf Morgen. Zunächst wollen wir noch die Preisfaktoren des Weltmarkts in Einzelnen betrachten.

Faktor Konjunktur und Börse: Die Aktienbörsen zeigen sich zunehmend volatil. Insbesondere der Sprung über psychologisch wichtige Marken wie z.B. über die 10.000 Punkte im DAX ist in mehreren Anläufen nicht nachhaltig gelungen. Eine größere Korrektur nach Jahren der Rallye wäre keine Überraschung. Ebenfalls dürfte es mit dem Gleichschritt der Weltbörsen vorbei sein. In den USA ist der Notebank der Exit aus der ultraexpansiven Geldpolitik bereits geglückt. In Europa fängt die EZB zur Bekämpfung von Deflation gerade erst richtig an, die Märkte mit noch mehr Geld zu fluten. Bei den Schwellenländern profitieren diejenigen, die auf Ölimporte angewiesen sind. Ölexporteure wie Russland, Venezuela und auch die Golf-Staaten des Nahen Ostens dürften bei einer andauernden Niedrigpreisphase am Ölmarkt ernsthafte Probleme bekommen.

Faktor Ölförderung und -exploration: Der Frackingboom hat die Vorzeichen am Ölmarkt nahezu komplett gedreht. Die hohen Ölpreise der letzten Jahre haben ein Technologieschub ausgelöst und die Suche nach neuen Quellen befeuert. Die vor fünf bis zehn Jahren überaus populäre Peak-Oil-Theorie, wonach das mögliche Fördermaximum für Erdöl überschritten ist und Öl immer knapper und teurer wird, hat bis auf Weiteres ausgedient. Die weltweite Ölversorgung ist wesentlich breiter aufgestellt. Die USA avancieren vom Importeur zum Exporteur und auch andere Länder bereichern den Markt. Die OPEC mit ihrem zumeist konventionell – und daher billiger - geförderten Öl hält im Kampf um Marktanteile dagegen. Frühere Mechanismen der Angebotsverknappung greifen nicht mehr. Der Ölmarkt wandelt sich vom Oligopol zum Polypol. Hier ist der ganz wesentliche Faktor für den Ölpreiscrash zu suchen.

Faktor Politik und Wirtschaft: In Europa muss es gelingen, im Jahr sieben nach der Finanzkrise zu alter Stabilität zurückzufinden. Besonders Wachstums- und Arbeitslosenzahlen der Südländer sind weiterhin alles andere als zufriedenstellend. Zur Nagelprobe könnten die Griechenlandwahlen Ende Januar werden. Weltweit gesehen kommt es in Sachen Ölpreis vor allem auf das Nachfragewachstum in Asien an. Die steigende Nachfrage ist jedoch gut durch steigendes Angebot gedeckt. Bleibt sie aus, so droht den Ölpreisen ein weiterer Absturz. Die größte Unbekannte in der Geopolitischen Landschaft wird das Ausmaß islamistischen Terrors in der westlichen Welt sein, der unlängst Frankreich erreichte.

Faktor Naher Osten: Der Einfluss des „ewigen Pulverfasses“ auf den Ölpreis ist trotz Terror und Gewalt gesunken. Die weltweite Ölversorgung ist breiter aufgestellt und weniger anfällig für exogene Preisschocks. Nichtsdestotrotz bleibt die Region Krisenherd Nummer Eins und für Negativüberraschungen im Jahresverlauf gut.

Faktor Wetter: Nach dem ultrawarmen Winter 2013/2014 droht auch der aktuelle ein Totalausfall zu werden. Frost und Schnee sind zumindest im Flachland Fehlanzeige. In den Mittelgebirgen und Alpen war es bis Weihnachten viel zu warm. Seitdem wechseln sich Schneefälle und Tauwetter ab. 2014 war in Mitteleuropa das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen - nur der August war zu kalt. Es wäre nicht nur für Freunde des Wintersports erfreulich, wenn dies im laufenden Jahr anders wird. Für den weltweiten Ölmarkt ist der Winter in Mitteleuropa i.d.R. unerheblich. Was den Ölpreis betrifft, so reagiert dieser in erster Linie sensibel auf die Hurrikansaison am Golf von Mexiko. Auch 2014 war hier, wie in den beiden Vorjahren Ruhe. Dies lässt allerdings keine Prognose für das aktuelle Jahr zu: Vorsicht vor kurzfristig sprunghaft steigenden Ölpreisen ist besonders im Herbst geboten. Die jüngsten Kältewellen in den USA haben dagegen keine Spuren im Ölpreisgefüge hinterlassen. Das Pendel kalter Temperaturen scheint auch in diesem Winter wieder jenseits des Atlantiks auszuschlagen. Bereits 2013/2014 sorgten einige heftige Wintereinbrüche in den USA für einen Mehrverbrauch an Heizöl, ohne dass sich dies allerdings preislich bemerkbar machte. Ein weiteres Indiz dafür, dass besonders die Ölversorgung des nordamerikanischen Marktes äußerst komfortabel ist.

Faktor Euro / Franken: Die europäischen Währungen sind in einen Abwärtsstrudel geraten und haben stark an Wert gegenüber dem Dollar verloren. Mit einem Gegenwert von 1,18 US-Dollar ist der Euro auf den tiefsten Stand seit 1999 abgerutscht. Der Schweizer Franken hat unlängst sogar die Parität durchschritten. Erstmals seit gut vier Jahren wieder weniger Wert als ein Dollar. Ölimporte nach Europa verteuern sich durch die Wechselkursverluste, da Öl üblicherweise in US-Dollar gehandelt wird. Die Ursachen des Kursverfalls sind vielfältig. Neben der Nähe zu Russland spielen vor allem die jüngst weit auseinanderklaffenden Zentralbankstrategien eine Rolle. Während in Amerika die Zinsen demnächst wieder steigen dürften und die Fed ihr Anleihenkaufprogramm zurückgefahren hat, macht sich EZB-Chef Draghi gerade auf, die Notenpresse anzuwerfen. Nun will die europäische Zentralbank das Finanzsystem mit neuem Geld fluten. Massive Anleihenkäufe sollen für Inflation sorgen bzw. ein Abrutschen in die gefürchtete Deflation verhindern. Der Euro dürfte daher unter Abgabedruck bleiben. Auch wenn bei Euro und Franken ebenso, wie eingangs beim Ölpreis erwähnt, eine Übertreibung nach unten drohen, die vermutlich schon im Gange ist, sollten Heizölkunden aus der Währungsecke in diesem Jahr keine Schützenhilfe erwarten. Die sehr niedrigen Ölpreise lassen dies verschmerzen. Ein möglicher Ölpreisanstieg im zweiten Halbjahr könnte durch Wechselkursgewinne von Euro und Franken gedämpft werden. Nicht selten bewegen sich Ölpreis und Euro/Franken im Wechselspiel.

Zwischenfazit: Für 2015 ist aus Sicht des Weltmarktes mit einem absoluten Preistief im ersten Halbjahr zu rechnen. Im zweiten Halbjahr dürfte die Preise tendenziell anziehen. Generell wird 2015, dass mit einem Fünf-Jahres-Tief bei den Heizöl und Benzinpreisen gestartet ist, ein sehr günstiges Tankjahr werden. Für Kunden dürfte es ratsam sein, Heizölkaufe entsprechend der aktuellen Marktsituation bereits im ersten Halbjahr zu tätigen. Besonders für die Zeit nach dem Sommer sind Prognosen äußerst schwierig. Die Gefahr steigender Preise ist angesichts des aktuellen Tiefs groß.

Börsendaten:
Ein Barrel Rohöl (159 l) der Sorte Brent kostet in London aktuell rund 46,00 $, Gasöl ca. 458 $ / t
Heizölpreise in Deutschland und Österreich ca. - 1,50 € / 100 l gegenüber gestern Vormittag. Schweiz: - 1,50 CHF / 100 l.
Euro/US Dollar: ca. 1,180 (leichter)
Franken/US Dollar: ca. 1,018 (leichter)
4-Wochen-Prognose Rohöl: Ölpreis leicht abwärts
4-Wochen-Prognose Heizöl: Heizölpreise leicht abwärts
alle Angaben ohne Gewähr

HeizOel24-Tipp: Morgen lesen Sie an dieser Stelle, welche inländischen Preisfaktoren die Heizölpreise im Jahr 2015 bewegen werden und wie die entsprechenden Trends und Prognosen aussehen. www.heizoel24.de - 12.01.2015

Jetzt auf dem Laufenden bleiben
Infoservices
100,88 €
Veränderung
-0,09 %
zum Vortag
100,88 €
/100l
Prognose
+0,86 %
zu morgen
Ø DE €/100l bei 3.000l | 29.04.2024, 15:42
$/Barrel -0,45%
Gasöl 787,25
$/Tonne +0,48%
Euro/Dollar 1,0695
$ -0,01%
US-Rohöl 83,43
$/Barrel -0,27%
Börsendaten
Dienstag
13.01.2015
12:54 Uhr
Schluss Vortag
12.01.2015
Veränderung
zum Vortag
Heizölpreis
Dienstag
13.01.2015
12:54 Uhr
Schluss Vortag
12.01.2015
Veränderung
zum Vortag
Ø 100l Preis bei 3.000l

HeizOel24 Logo
Marktbarometer

Preisniveau von heute im Vergleich zum durchschnittlichen Preisniveau der letzten 12 Monate für 3.000 Liter.
Waffenstillstandsverhandlungen bringen Ölpreisabwärtsdruck
29.04.24 • 11:21 Uhr • Fabian Radant
Die Heizölpreise geben zum Wochenstart um bis zu 0,7 Cent bzw. Rappen pro Liter nach. Hintergrund sind die wieder aufgenommenen Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Israel und der Hamas, auch wenn die Erfolgsaussichten aktuell angezweifelt werden. Zusätzlich Preisdrückend wirken die rückläufigen chinesischen Industrieumsätze. Durch die zuletzt positiven Bruttoinlandsproduktzahlen Chinas, gibt es Weiterlesen
Heizölpreise auf Richtungssuche
26.04.24 • 08:59 Uhr • Fabian Radant
Auch heute starten die Heizölpreise mit nur minimalen Abweichungen zum Vortag in den Handel. Preissteigernde Faktoren, wie die Vorbereitung einer weiteren Bodenoffensive Israels in Palästina, halten sich die Waage mit tendenziell Preisdrückenden Neuigkeiten, wie dem schwächer als erwartet wachsendem Bruttoinlandsprodukt der USA. Insgesamt profitieren die Ölpreise allerdings von den andauernden Kriegen Weiterlesen

Pressekontakt

Oliver Klapschus
Geschäftsführer
030 7017120
Newsarchiv
Haben Sie Fragen?
gern beraten wir Sie persönlich
Mo-Fr 8-18 Uhr
030 70171230
4.85 / 5.00
97.108 Bewertungen