Bildung der Heizölpreise in Deutschland -
Warum gibt es regionale Unterschiede beim Ölpreis?

Heizölpreise sind Tagespreise, die in Abhängigkeit zur Rohstoffbörse schwanken. Weitere Einflussfaktoren sind die regionale Nachfrage, die Wetterentwicklung, die Preispolitik des Mineralölhandels sowie die Mineralöl- und Mehrwertsteuer. Besonders in Zeiten hoher Nachfrage hat auch die Nachversorgung der Raffinerien und landesweit verteilter Großtanklager Einfluss auf die Preise. Es ist nicht nur wichtig, dass insgesamt genug Öl da ist, sondern, dass es auch regional verfügbar ist, wo es vom Heizölhandel gebraucht wird.

Woher kommt die Ware und wie viel Heizöl wird verbraucht?

Von der Pipeline zum Kunden

Um die Heizölpreise in ihrer Entwicklung zu verstehen und regionale Unterschiede zu erklären, lohnt es sich einen Blick auf die Öl-Infrastruktur zu werfen.

1.
Das Grundgerüst bildet ein europäisches Pipelinenetz für Rohöl und Mineralölprodukte, das Ölfelder, Häfen, Raffinerien und Tanklager miteinander verbindet.

2.
Weiter geht es für Heizöl, Diesel und Benzin mit Binnenschiffen und Eisenbahntransporten in Kesselwagen.

3.
Die letzten Kilometer zum Kunden oder zur Tankstelle wird dann per Tanklaster (TKW) zurückgelegt.

Aus der Gesamtarchitektur der historisch gewachsenen Mineralöllogistik abgeleitet, ergeben sich fünf Versorgungsregionen für den deutschen Brenn- und Kraftstoffmarkt.

Die fünf Regionen der Brenn- und Kraftstoffversorgung

Der Westen - ARA, Lingen, Ruhrgebiet, Rheinschiene

Beginnend mit dem Zentrum der europäischen Ölindustrie um Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen (kurz: ARA-Raum) bildet die sogenannten Rheinschiene einen bedeutenden Strang für die Mineralöllogistik. Flankiert von Pipelines für Rohöl und Produkte und weitere Raffinerien in Gelsenkirchen und Wesseling werden die Gebiete entlang des Rheins bis hinauf nach Basel über Binnenschiffe versorgt. Die wasserstandsabhängigen Frachten spielen für die Preisbildung eine wichtige Rolle. Richtung Süden fließen die Raffinerieprodukte über eine Pipeline bis in die Industriegebiete Frankfurt am Main und Ludwigshafen ab. Im Norden schließt sich die Emslandraffinerie in Lingen an das von Holland kommende Rohöl-Pipelinesystem an, das zugleich die Brücke bis hinüber nach Hamburg schlägt.

Der Norden - Heide, Hamburg, Wilhelmshafen

Der gesamte norddeutsche Versorgungsbereich, der preislich bis weit in die Mitte nach Hannover und Kassel reicht, ist geprägt von den Raffinerien in Heide und Hamburg. Hinzu kommt eine sog. Tankfarm in Wilhelmshafen. Aufgrund der bevorzugten geografischen Lage mit zahlreichen Seehäfen gilt die Region als äußert Versorgungssicher und ist wenig anfällig für Störfaktoren. Entsprechende Vorteile ergeben sich für Kunden. Die Heizölpreise sind in der Regel die Günstigsten in Deutschland.

Der Südwesten - Rhein-Main, Karlsruhe und Stuttgart

Im Süden schließt sich Karlsruhe als größte Raffinerie Deutschlands an die Standorte im Rheinland und Ruhrgebiet an. Aus Sicht der Binnenschifffahrt ebenfalls an der Rheinschiene gelegen, ist es pipelinetechnisch jedoch komplett anders aufgestellt. Die Raffinerie in Karlsruhe wird vom Mittelmeer aus über die Transalpinpipeline (TAL) mit Rohöl versorgt und stellt daher auch preislich eine andere Region dar. Die Produktversorgung wirkt nach Nordosten bis in den Frankfurter Raum und im Süden bis nach Stuttgart und den Schwarzwald. und weiter östlich Osten an die Rheinschiene

Der Osten - Rostock, Schwedt und Leuna

Der deutsche Osten ist historisch bedingt eng an Versorgungswege aus Russland gebunden. Die Druschba-Pipeline (deutsch: Freundschaft) gabelt sich in Schwedt in zwei Stränge. Der eine führt nach Rostock, der andere nach Leuna. Vor allem Schwedt verarbeitete bisher ausschließlich russisches Rohöl und steht für ca. 10 Prozent der deutschen Produktionskapazitäten. Entsprechend hart trifft die Region das EU-Embargo, das ab Januar 2023 die Einfuhr russischen Öls verbietet. Gewisse Optionen verspricht der Pipelinestrang nach Rostock. Rostock selbst ist kein Raffineriestandort mehr, könnte aber über den Ostseehafen Rohöl einspeisen. Nach einem drei Jahrzehnte langen Standortvorteil für Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist nun mit regionalem Preisauftrieb zu rechnen.

Der Süden - Ingolstadt, Vohburg, Burghausen

Das bayerische Raffineriekonglomerat Ingolstadt, Vohburg, Burghausen wird ebenso wie Karlsruhe über die vom Mittelmeerhafen aus Triest kommende TAL versorgt. Die Heizölhochburg Bayern mit rund einer Mio. Anlagen ist grundsätzlich hervorragend mit Raffinerieprodukten versorgt. Es zeigt sich eine komfortable Ausgangsposition für Heizölkunden. Günstigen Preisen steht nichts im Wege. Relativ weite Transportwege auf der Straße und eine relative Insellage bei der Versorgung machen die Süd-Region allerding anfällig für exogenen Schocks. 2019 sorgte ein Brand in der Raffinerie Vohburg für Lieferausfälle und mehrmonatige Preiskapriolen. 2022 war es ein ähnlicher Zwischenfall im österreichischen Schwechat, der das Preisniveau kurzzeitig nach oben schraubte. Die zusätzliche Nachfrage aus dem benachbarten Ausland war nicht geplant.

Wieviel Öl verbraucht Deutschland?

Weniger Benzin und Heizöl - mehr Diesel

Der deutsche Mineralölverbrauch pendelt seit 2020 um die Marke von 100 Mio. Tonnen jährlich, wobei in der Grafik besonders beim Diesel ein deutlicher Corona-Knick sichtbar wird. Dem gegenüber stehen in Deutschland rund 105 Mio. Tonnen Raffineriekapazität im Jahr für die Verarbeitung von Rohöl zur Verfügung, die sich auf zwölf Standorte verteilen. Defizite und Überhänge bei den unterschiedlichen Produkten werden durch Im- und Exporte ausgeglichen.

2022 betrug der Bedarf rund 17 Mio. t Ottokraftsoff, 35 Mio. t Diesel und ca. 12 Mio. t Heizöl extra leicht. Hinzu kamen 10 Mio. t Kerosin und weitere Raffinerieprodukte wie Bitumen, Flüssiggas und schweres Heizöl. Letzteres spielt mit 0,9 Mio. t kaum noch eine Rolle. In den 1970er-Jahren lag der Verbrauch an schwerem Heizöl (Einsatz als Schiffstreibstoff und in der Industrie) mit rund 30 Mio. t rund 30-mal so hoch.

Zwei Drittel weniger Heizölbedarf als vor 30 Jahren

Auch der Absatz an Heizöl extra leicht, das Privatverbraucher für ihre Tanks benötigen, ist stark zurückgegangen. Seit den Rekordjahren Ender der 1970er mit 45 Mio. t Jahresverbrauch geht es kontinuierlich bergab. Vor 50 Jahren war der deutsche Heizölverbrauch viermal höher als heute und auch Mitte der 1990er Jahre wurde noch dreimal so viel Heizöl verbraucht wie 2022. Sparsamere Heizungen, mildere Winter, besser Wärmedämmung und die lange Zeit populäre Umrüstung von Öl auf Gas ließen den Bedarf sukzessive sinken. Von 2011 bis 2021 sank der Bestand an Ölheizungen von 5,6 auf 4,4 Mio.

1995, so die Statistik des Schornsteinfegerverbands ZIV, verbrauchten 5,9 Mio. Ölheizungen ca. 35 Mio. t leichtes Heizöl, was eine Durchschnittsverbrauch von 7.200 Litern entspricht. Bis 2014 ging der Anlagenverbrauch auf 3.400 Liter zurück, was mutmaßlich auf das überproportional hohe Verschwinden von Großanlagen aus dem Bestand zurückzuführen ist. Die durchschnittliche Bestellmenge bei HeizOel24 lag im Jahr 2022 bei rund 2.000 Litern je Haushalt. Die alte Faustregel, dass ein Einfamilienhaus ca. 3.000 Liter Heizöl im Jahr benötigt, stimmt also nicht mehr. Ein schöner Erfolg für die Umwelt, der in der Klimadebatte kaum Beachtung findet. Zudem ist die Verbrennung durch die flächendeckende Umrüstung auf schwefelarmes Heizöl deutlich sauberer geworden.

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