
Ölmarkt: Das Rezept für steigende Preise
19.07.12 • 11:41 Uhr • HeizOel24 News •
Warum sollten die Ölpreise fallen, wenn sie auch steigen können? Die derzeitige Lage ist ebenso frustrierend wie unverständlich. Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich. Noch im letzten Monat schien es beschlossene Sache, dass sich die Ölpreisentwicklung über den Sommer von ihrer gemäßigten Seite zeigt. Doch nun hilft der Weltmarkt dem Heizölmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Ölpreiserhöhung nach der anderen über. Der schwache Euro tut sein Übriges, um die Inlandspreise seinerseits zu unterstützen.
Mit der heutigen Preisrunde, die den Heizölpreis um einen weiteren Cent je Liter nach oben treibt, müssen wir den höchsten Stand seit Ende April verzeichnen. In weniger als vier Wochen ist der Heizölpreis um 12 % gestiegen und wir befinden uns nunmehr deutlich dichter am bisherigen Jahreshoch, als am Tief. 92,3 Cent je Liter Heizöl in Deutschland bzw. 103,6 Cent je Liter Heizöl in Österreich bildeten am 14. März 2012 die bisherige Spitze. Heizölkunden in der Schweiz mussten bis zu 109 Rappen je Liter bezahlen. Den statistisch niedrigsten Preis für die 3000-Liter-Partie Heizöl des laufenden Jahres gab es in allen drei Ländern am 25. Juni (80,6 Cent / 90,1 Cent / 88,9 Rappen).
So hatten wir uns das nicht vorgestellt lieber Ölmarkt! Ist das die verspätete Rache für den Schnäppchenrausch der mitteleuropäischen Verbraucher, oder haben wir etwa mehr Macht am Weltmarkt als wir denken? Normalerweise gilt die hiesige Heizölnachfrage im von Amerika und China dominierten Ölmarkt als zu gering, um preisrelevant zu sein. Die Heizölnachfrage zwischen Alpen und Ostsee zum Verantwortlichen für den Preissprung zu machen, ist sicherlich sehr weit hergeholt und die These ist nicht haltbar. Auch wenn die Heizölnachfrage im Juni förmlich auf den Kopf gestellt wurde und noch heute ihre Nachwehen zeigt. Die Lieferfristen für Heizöl liegen aufgrund des Auftragsstaus noch immer bei mehreren Wochen und die Nachversorgung der Großtanklager normalisiert sich nur langsam. Bis in die USA wurden die Fühler ausgestreckt um genügend Mitteldestillate (Heizöl/Diesel) in Europa anzulanden. Normalerweise läuft der Warenstrom umgekehrt, denn besonders Benzin gilt im Sommer während der Fahrsaison in den USA als Mangelware.
Über die wirklichen Gründe schweigt sich die Börse zugleich aus. Das Rezept für die eingebrockte Suppe lautet: Ein ordentlicher Schuss Iran, ein bißchen Ölarbeiterstreik in Norwegen (der längst beendet ist), aufkeimender Konjunkturoptimismus, robuste globale Nachfrage, eine Prise Notenbankstatement und viel Spekulation gründlich verrühren und gleichmäßig über den Ölpreis geben. Wie es sich mit dem Hauptgang und dem Dessert verhält ist weiter offen. Gern würden wir im Hebst hören: Nüchterner Realismus ohne große Übertreibung gereicht mit lauwarmer Weltkonjunktur und frei von nahöstlichen Zusatzstoffen. Auch wenn beim Ölpreis nie gänzlich auf den obligatorischen Hinweis „kann Spuren von Iran“ enthalten, verzichtet werden kann, wäre die vorgenannte Rezeptur wesentlich bekömmlicher. Erhältlich ist das Produkt aktuell leider nicht.
Der Vollständigkeit halber seine an dieser Stelle noch die gestrigen US-Bestandsdaten nach DOE-Version erwähnt. Im Einzelnen fiel die Erhebung des Departments of Energy (DOE) wie folgt aus:
- Rohöl: geringer Abbau (- 0,8 Mio Barrel)
- Destillate (Heizöl, Diesel): mäßiger Aufbau (+ 2,6 Mio Barrel)
- Benzin: leichter Abbbau (- 1,8 Mio Barrel)
In der Summe, über alle drei Produktsegmente, ist die Veränderung gleich Null. Bullish (kurssteigernd) wurden die Daten vom Markt dennoch interpretiert - Warum sollten die Ölpreise fallen, wenn sie auch steigen können?
Börsendaten:
Ein Barrel Rohöl (159 l) der Sorte Brent kostet in London aktuell rund 106,00 $, Gasöl ca. 916 $ / t
Aktuelle Heizölpreise in Deutschland und Österreich ca. + 1,20 € / 100 l gegenüber gestern.
Euro/US Dollar: ca. 1,227 (etwas fester)
Franken/US Dollar: ca. 1,022 (etwas fester)
4-Wochen-Prognose Rohöl: Brent Ölpreis bei Verschärfung des Iran-Konflikts steigend
4-Wochen-Prognose Heizöl: Heizölpreise eher rauf als runter
alle Angaben ohne Gewähr
HeizOel24-Tipp: Die Börse zwingt die Heizölpreise in einen steilen Anstieg. Wo die Bewegung endet ist noch nicht absehbar. Ein Überspringen des bisherigen Jahreshochs sollte zumindest einkalkuliert werden. Abrupt abwärts gehen könnte es, falls sich die Politischen Rahmenbedingungen ändern. Ein Scheitern des Euro Rettungsschirms vor dem Bundesverfassungsgericht z.B. wäre ein veritabler Auslöser. www.heizoel24.de - 19.07.2012
Börsendaten | Donnerstag 19.07.2012 11:41 Uhr | Schluss Vortag 18.07.2012 | Veränderung zum Vortag |
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Heizölpreis | Donnerstag 19.07.2012 11:41 Uhr | Schluss Vortag 18.07.2012 | Veränderung zum Vortag |
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Ø 100l Preis bei 3.000l |