Die große Ölpreisprognose 2018 (Teil 1 - Weltmarkt)

19.01.18 • 15:14 Uhr • HeizOel24 News • Oliver Klapschus

Wie entwickeln sich die Öl- und Heizölpreise 2018? Nunmehr fast traditionell beschäftigen wir uns Mitte Januar mit der Prognose für das Gesamtjahr. Ausgehend vom „großen Ganzen“ des globalen Ölmarkts und beginnend mit einem kurzen Rückblick auf 2017 gilt es möglichst exakte Schlussfolgerungen für den heimischen Heizölverbraucher herauszuarbeiten.

Rückblick auf 2017 und Ausgangslage:

2017 war ein zweigeteiltes Jahr am Ölmarkt. Das Chartbild zeigt einen v-förmigen Verlauf. Auf einen Kursverfall im ersten Halbjahr folgten ab Juli deutliche Kursteigerungen. Gestartet bei 55 Dollar fiel der Preis für ein Barrel Brent (Nordseeöl) bis Ende Juni auf 44 Dollar, um das Jahr bei knapp 70 Dollar zu beschließen. Maßgeblich verantwortlich für die Ölpreisentwicklung war die künstliche Angebotsverknappung durch die Allianz aus OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten (insb. Russland). Nachdem der Beschluss von Ende 2016 zunächst wenig Wirkung zeigte und die Öllagerbestände ein historisches Hoch verzeichneten, waren die Auswirkungen ab Mitte 2017 deutlich an den US-Lagerbestandsdaten ablesbar. Die überraschend hohe Förderdisziplin und die stark wachsende Weltkonjunktur verstärkten den Effekt. Zum Jahresende heizte der OPEC-Beschluss zur Verlängerung des Förderabkommens bis Ende 2018 den Ölpreis weiter an. Die Produktionszuwächse aus nordamerikanischen Fracking-Quellen blieben hinter den Erwartungen zurück und der Ölpreis beschloss das Jahr mit einem Drei-Jahres-Hoch über den Prognosen. Entsprechend hoch sind die Öl- und Heizölpreise in das neue Jahr gestartet. Brent kostet aktuell ca. 70 Dollar je Barrel. Der Durchschnittspreis 2017 lag bei 54 Dollar.

Wie geht es an den Börsen weiter, was erwarten die Profis?:

Die aktuellen Ölpreise von 70 Dollar je Barrel Brent und 65 Dollar je Barrel WTI sind den Prognosen der meisten Institute und Analystenhäuser vorausgeeilt. Insbesondere die US-Energiebehörde EIA hat ihre Ölpreisprognosen in den letzten Monats-Reports immer wieder anheben müssen, um der Realität zu entsprechen. Die Internationale Energieagentur IEA und die OPEC halten sich mit konkreten Preisprognosen zurück, sehen aber ein sehr robustes Nachfragewachstum, was tendenziell für steigende Preise spricht. Die Prognosen der EIA bis Ende 2018 liegen ca. zehn Prozent unter dem aktuellen Preisniveau. Hieraus ergibt sich für das laufende Jahr ein beträchtlicher Abwärtsspielraum. Ähnlich äußern sich viele bekannte Investmentbanken und Analystenhäuser. Merrill Lynch sieht den Brent-Durchschnittspreis trotz einer Prognoseanhebung von acht Dollar nur bei 64 Dollar. Goldmann Sachs rechnet im Jahresdurchschnitt 2018 mit 62 Dollar, verweist aber darauf, dass die Prognose wahrscheinlich kurzfristig angehoben werden muss. Die Bank of America erachtet als Konzernmutter von Merrill Lynch einen Verbleib auf dem derzeitigen 70-Dollar-Niveau ebenfalls für unwahrscheinlich. Die Citigroup liefert mit 70 bis 80 Dollar je Barrel die höchste Prognose und hat dabei nicht das übliche Angebotswachstum an amerikanischem Schieferöl im Fokus, sondern vielmehr die geopolitischen Risiken. Ausgehend von den USA könnten viele Konflikte eskalieren. Beispielsweise seien hier Nordkorea und der Iran genannt. Aber auch aus den politisch häufig instabilen Förderländern selbst, droht demnach Gefahr für das Ölangebot.

Bleibt die Welt von neuen offen lodernden Krisenherden verschont, so ist Öl aktuell rund zehn Prozent überbewertet. Der Ölpreis (Brent Crude Norsdeeöl) hätte demnach Abwärtspotential bis in den Bereich von 60 bis 65 Dollar je Barrel, was den Jahresdurchschnitt anbelangt. Phasenweise dürften auch Preise von 55 Dollar drin seien, wenn die Prognosen der Experten eintreten. Ausufernde Ölpreise von über 70 oder gar 80 Dollar je Barrel sind demnach nicht zu befürchten.

Faktor Konjunktur und Börse:

Die Aktienbörsen zeigen sich im achten Jahr infolge oben auf! Die globale Konjunktur brummt. Statista sieht nach einem Wachstum von 3,6% im Vorjahr einen Anstieg des weltweiten BIP um 3,7% für 2018. Hierfür werden nach Schätzungen der IEA 1,3% mehr Öl benötigt. Der globale Ölbedarf soll von 97,8 auf 99,1 Mio. Barrel am Tag steigen. DIE OPEC prognostiziert sogar „nur“ 98,51 Mio. Barrel pro Tag und deckt davon rund ein Drittel. 33,1 Mio. Barrel Rohöl kommen aus Reihen der OPEC. Der Wachstumsmotor benötigt also weniger fossilen Treibstoff als in der Vergangenheit. Die 100-Millionen-Barrel-Marke dürfte bis 2020 dennoch geknackt werden. Zum Vergleich: Deutschland verzeichnet seit Jahren einen leicht sinkenden Ölverbrauch von aktuell rund 2,3 Mio. Barrel pro Tag. Selbst wenn es gelänge, diesen auf null zu drücken, wäre der Effekt in weniger als zwei Jahren komplett aufgezehrt. Haupttreiber der globalen Ölnachfrage bleiben China und Indien. Spitzenverbraucher mit knapp 20 Mio. Barrel am Tag bleiben die USA.

Betrachtet man das reine Nachfragewachstum, so liegt die Befürchtung einer Preisexplosion beim Öl nahe. Stellt man das Angebot gegenüber, so kann man dagegen beruhigt sein. Allein die Nicht-OPEC-Staaten sollen ihre Förderung 2018 um 1,15 Mio. Barrel pro Tag steigern und könnten den Mehrbedarf also fast alleine decken. Rechnet man die freien Kapazitäten der OPEC hinzu, so ergibt sich schnell ein Überangebot, dass den Preis im Zaum halten sollte. Am langen Ende – also für Liefertermine, die sich weiter in der Zukunft befinden – liegen die Ölpreise übrigens deutlich tiefer als zur sofortigen Lieferung. Wer heute ein Fass WTI für 2020 vorbestellt, bezahlt dafür nur 53 Dollar.

Faktor Ölförderung und -exploration:

Die OPEC hält sich laut aktuellem Plan bis Ende 2018 mit der Förderung zurück und verknappt ihre Exportmengen künstlich. Im Ergebnis sind die Ölpreise deutlich gestiegen. Was auf den ersten Blick ein klarer Sieg für die OPEC ist, entpuppt sich auf den Zweiten als zweischneidiges Schwert. Denn vom hohen Ölpreis profitieren alle Marktteilnehmer. Viele kleine Frackingquellen in den USA gehen aus der Wartestellung in Produktion und die Suche nach neuem Öl lohnt sich wieder. Bereits 70 Dollar je Barrel Öl wecken ganz andere Begehrlichkeiten als 40 Dollar und ebnen den Weg zum Preisrutsch von Morgen. Steigen die Ölpreise weiter, so ist damit zu rechnen, dass die OPEC bereits im Sommer die Notbremse zieht, um sich nicht noch mehr unliebsame Konkurrenten heranzuziehen. Der Wettbewerb auf dem globalen Ölmarkt wirkt sich für Verbraucher also günstig aus. Die Angst vor ausufernden Ölpreisen ist unbegründet.

Faktor Politik und Wirtschaft:

Die weltwirtschaftliche Entwicklung zeigt sich robust und kaum einer rechnet damit, dass sich hieran etwas ändert. Die Konjunktur bleibt demzufolge die größte Stütze für den Ölpreis. Auch durch die große Zahl geopolitischer Krisenherde erfährt der Ölpreis fortlaufend Unterstützung. Zehn Dollar Risikoprämie dürften bereits jetzt im Ölpreis stecken. Insbesondere die Außenpolitik der USA ist unberechenbarer geworden als in den vergangenen Jahrzehnten. Das weltweit größte Bedrohungspotential geht vom Konflikt mit Nordkorea aus. Hier ist es zuletzt glücklicherweise ruhiger geworden. Das größte Potenzial in Bezug auf den Ölpreis ist dem Iran zuzuschreiben. Knapp vier Mio. Barrel Tagesförderung stehen auf dem Spiel würden die Öllieferungen durch ein Wiederaufbrechen des Atomstreits gänzlich vom Markt genommen.

Faktor Naher Osten:

Der Nahe Osten bleibt mit seinem Ölreichtum und Konfliktpotenzial im Fokus der Marktbeobachtung. Das militärischen Engagement Saudi-Arabiens im Jemen und die im Dezember aufflackernde innenpolitische Unruhe im Iran bringt zwei neue Facetten in die ohnehin unsichere Region. Bis auf Weiteres gilt allerdings, dass die Ölpumpe der Welt trotz neuer Krisen beständig fördert. Die Macht der Petrodollars schafft auch politische Stabilität.

Faktor Wetter:

Beim Wetter richtet sich der Blick in die USA. Die aktivste Hurrikansaison seit Jahrzehnten und die Kältewelle zum Jahreswechsel haben Spuren im Ölpreis hinterlassen. Besonders die Schließung von Bohrplattformen im Golf von Mexiko und die großflächige Abschaltung von Raffinerien haben den Ölpreis im Spätsommer und Herbst kurzzeitig um bis zu zehn Dollar in die Höhe getrieben. Die Kältewelle Ende Dezember und Anfang Januar hat besonders bei den Gasölpreisen (Börsenwert für Heizöl und Diesel) für Aufschläge gesorgt. Für die Menschen in Amerika bleibt zu hoffen, dass es 2018 ruhiger zugeht. Für den Ölpreis hat 2017 gezeigt, wie groß das Potenzial für wetterbedingte Preisänderungen am Ölmarkt ist. Besonders im Herbst, wenn die Hurrikansaison ihren Höhepunkt erreicht, ist also neuerlich Vorsicht geboten. Ölpreissteigerungen von fünf bis zehn Dollar je Barrel sind zwischen August und Oktober jederzeit einzukalkulieren, weichen allerdings auch schnell wieder aus dem Markt. In Europa ist das Potenzial wetterbedingter Angebotsstörungen eher gering. Ähnliche Auswirkungen wie die zwangsweisen Raffinerieabschaltungen in den USA hatte jedoch ein Leck in der Forties-Pipeline in Schottland, das für fast drei Wochen weite Teile der Nordseeförderung lahm legte und den Brent-Preis in die Höhe trieb. Aus Sicht der unerwarteten Produktionsausfälle muss es also 2018 heißen: Es kann nur besser werden!

Faktor Währung - Euro und Franken:

Euro und Franken waren 2017 besonders zum Jahresende eine ausgesprochen positive Überraschung. Kurssteigerungen gegenüber dem US-Dollar sorgten für Wechselkurseffekte zugunsten der europäischen Verbraucher. Insbesondere der Euro performte unerwartet stark und markiert aktuell ein Drei-Jahres-Hoch gegenüber dem US-Dollar. Ohne die Schützenhilfe vom Devisenmarkt lägen die Heizöl-, Benzin- und Dieselpreise derzeit etliche Cent höher. Der Trend zur Dollarschwäche ist derzeit sehr robust. Gelingt der EZB der die weitere Abkehr von der ultraexpansiven Geldpolitik und kann das Zinsniveau mit der Entwicklung in Amerika schritthalten, so winkt weiteres Aufwärtspotenzial. Heizölkunden und Autofahrer sollten aber auch mit Rückschlägen rechnen. Die „Subventionierung“ der Heizöl- und Spritpreise über einen starken Euro könnte ins Stocken geraten. Gleiches gilt für den Franken.

Zwischenfazit:

Der Ölpreis markiert Anfang 2018 auf Dollarbasis das höchste Niveau seit gut drei Jahren. Euro und Franken sei Dank, sind die Heizölpreise „nur“ auf dem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren gestartet. Seit dem Langzeithoch vom 11. Januar macht sich nunmehr bei beiden Werten ein zaghafter Abwärtstrend bemerkbar. Bleibt es geopolitisch ruhig, könnte dieser in der kommenden Woche an Fahrt aufnehmen und einen ersten entscheidenen Schritt bedeuten, wenn es darum geht die Öl- und Heizölpreise auf das von Marktbeobachtern prognostizierte Niveau zurückzuführen. Seit Dezember 2017 waren die Ölpreise den Analystenschätzungen enteilt, so dass sich ein kurzfristiges Abwärtspotenzial von ca. zehn Prozent ergibt. Für das Gesamtjahr 2018 wird in Sachen Ölpreis vieles davon abhängen, dass es geopolitisch ruhig bleibt und wie sich die Nachfrage entwickelt. Spätestens im Frühsommer dürften sich die Augen auf die OPEC richten, die im Juni eine Exitstrategie aus der künstlichen Angebotsverknappung präsentieren dürfte.

HeizOel24-Tipp: Am Montag lesen Sie an dieser Stelle, welche inländischen Preisfaktoren die Heizölpreise im Jahr 2018 bewegen werden und wie die entsprechenden Trends und Prognosen aussehen. HeizOel24 19.01.2018

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